Länderrisiken reduzieren:
Wie der Klimawandel neue Geschäftsmodelle beflügeln kann.
Wer den Klimawandel verursacht, sollte auch für die Folgen eintreten. Diese Forderung wird auf jedem Klimagipfel diskutiert. Die reichen Industriestaaten scheuen jedoch konkrete Zusagen. Ein Großteil der Schwellenländer hat mit einer oder mehreren Facetten des Klimawandels zu kämpfen: Hitze, Dürren und veränderte Niederschlagsmuster sind besonders für das agrarintensive Afrika von großer Bedrohung. Der Anstieg des Meeresspiegels und zunehmende Naturkatastrophen in Küstenregionen schaffen weitere Probleme in Asien, den Pazifikstaaten sowie in der Karibik. Auch wenn einige Länder hinterherhinken, ergreifen viele von ihnen die Initiative. Unterstützt von multilateralen oder bilateralen Partnern aus den Industrienationen können so neue Geschäftsmodelle angestoßen werden.
Wie kann aus dem Klimawandel Positives entstehen? Wie können neue Ideen gefördert und wirtschaftliche Grundlagen geschaffen werden, die sogar das Länderrisiko positiv beeinflussen?
Hier einige Beispiele:
Über großes Potenzial in den afrikanischen Ländern verfügen beispielsweise Unternehmen, die neue Technologien für den Bau von Bewässerungs- und Entsalzungsanlagen entwickeln. Gleichzeitig eröffnet das Feld der erneuerbaren Energien vielfältige Chancen. Das französische Unternehmen Mascara Renewable Water zum Beispiel, hat sich mit einem lokalen Unternehmen zusammengetan, um eine solarbetriebene Entsalzungsanlage in Südafrika zu bauen, die Meerwasser in Süßwasser umwandelt. Das niederländische Unternehmen Independent Energy B.V. fördert den nachhaltigen Aufbau von Solarenergiesystemen in Ländern in Afrika, dem Nahen Osten und Südamerika.
Beim Bau von Offshore-Windparks ist das Potenzial für Bau- und Schifffahrtsunternehmen in einem deutlich größeren Maßstab vorhanden: Taiwan hat zum Beispiel Siemens Gamesa, einen führenden Anbieter von Windenergielösungen, das in Dänemark ansässigen multinationale Unternehmen für erneuerbare Energien Ørsted, und niederländische Unternehmen wie Heerema Marine Contractors, Van Oord Offshore und Boskalis Westminster Dredging an großen Offshore-Windprojekten beteiligt.
Länder in Asien und der Karibik, die direkt vom Anstieg des Meeresspiegels und von Naturkatastrophen betroffen sind, benötigen zuverlässige Unterstützung, wenn es um Küstenschutz und Wassermanagement geht. Kiribati, ein Inselstaat im Pazifik, wird Hilfe bei China und anderen Verbündeten suchen, um Inseln aus dem Meer zu heben. Die Malediven im Indischen Ozean kombinieren Küstenverteidigung und Landgewinnung mit der Entwicklung eines Hafens und Verbesserungen der Infrastruktur. Hier entstehen neue wirtschaftliche Möglichkeiten für indische und andere ausländische Unternehmen.
Die heutigen Industriestaaten können sich als Verursacher der Emissionen solidarisch zeigen. Denn, die direkten Auswirkungen klimaschädlicher Prozesse sind schneller und stärker in den Schwellen- und Entwicklungsländern wie in Afrika, Lateinamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum zu spüren. Langfristig können beide Hemisphären von den neuen Ideen und Geschäftsmodellen profitieren und gleichzeitig einen positiven Beitrag zu den Klimaanpassungsinitiativen stark betroffener Länder leisten. Der Klimawandel geht uns alle an.
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Quelle: Climate change: raising country risk, but offering business opportunities as well, Atradius Economic Research – June 2021